Datenstandards

Wie eine «gemeinsame Sprache» die Landwirtschaft smarter macht.

Datenstandards als «gemeinsame Sprache»

Schauen wir uns beispielsweise Attribute von Daten genauer an

Attribute sind die Eigenschaften eines Objektes, die definiert werden. Bei einem Traktor könnte das z. B. sein: Geschwindigkeit, Motorleistung, GPS-Koordinaten, Produktionsdatum, Verbrauch etc. Für eine Wetterstation: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmenge, Luftdruck etc. Für ein Tier: Gattung, Art, Geburtsdatum etc.

Im Datenstandard werden auch zusätzliche Attribute festgelegt. Beispielsweise werden für Messwerte die Einheiten wie Temperatur (°C), Gewicht (kg) und Länge (m) definiert. Bei Kalenderdaten wird zudem die Schreibweise für Tag, Monat und Jahr festgelegt.

Ein wichtiger Bestandteil von Datenstandards sind also Attribute. Ein Attribut beschreibt eine bestimmte Eigenschaft, die in einem standardisierten Format gespeichert wird. In der Landwirtschaft könnten das z. B. sein:

  • Bodenfeuchtigkeit
    Gemessen in Prozent (%), um den Zustand des Bodens für die Bewässerung zu beurteilen.
  • Erntemenge
    In Kilogramm pro Hektar, um die Produktivität einer Fläche zu bewerten.
  • Maschinendaten
    Wie Motorleistung (in Kilowatt) oder Kraftstoffverbrauch (in Liter pro 100 km), um die Effizienz der Maschinen zu überwachen.

Durch standardisierte Attribute können verschiedene Systeme sofort erkennen, was gemeint ist und wie die Daten zu interpretieren sind.

Ein Vergleich zur Illustration

Das ist so, als ob alle Geräte auf dem Bauernhof in derselben Sprache sprechen und die Wörter dieselbe Bedeutung haben. Sie «verstehen» sich auf Anhieb, weil sie wissen, welche Daten übermittelt werden und was diese bedeuten – ob es sich um die Temperatur eines Sensors oder den Standort eines Traktors handelt. Es gibt keine Verwirrung darüber, welche Einheiten verwendet werden, oder ob ein Wert «Temperatur» oder «Feuchtigkeit» ist.

Nutzen im Alltag für Datenproduzenten und Datenbezüger am Beispiel von Tierhalter

Stellen Sie sich vor, ein Tierhalter kann seine Tiere direkt in einer einzigen App erfassen. Er gibt die Art des Tieres (z. B. ein Schaf), das Geburtsdatum, das Geschlecht, die Farbe etc. in die App ein. Der Tierhalter agiert als Datenproduzent. Dank des Datenstandards kann die App des Tierhalters Daten nun mit anderen Systemen klar, eindeutig und vollständig austauschen. Haben nun weitere, angeschlossene Systeme Zugriff auf die übermittelten Daten, können diese Dank des Datenstandards diese Informationen auch verstehen. So kann beispielsweise ein System, das nur die Art des Tieres benötigt, diese Information aus den übermittelten Daten herauslesen. Ein anderes System liest so das Geschlecht des Tieres raus. Zum Entwickeln von Systemen sind also nicht die übermittelten Daten wichtig, sondern die gemeinsame Festlegung auf eine für alle verständliche Sprache, also den allgemein und über eine längere Zeit gültigen Datenstandard.

Mit Datenstandards kann die Landwirtschaft von morgen schon heute beginnen. Sie ermöglichen es, dass alle Systeme – von den Maschinen auf dem Feld bis zu den Apps im Büro – reibungslos zusammenarbeiten, was den Weg für Innovation und nachhaltigen Erfolg ebnet.

Die ersten Resultate der eCH-Fachgruppe Agrardaten

Ende 2021 wurde auf Initiative des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) die Fachgruppe Agrardaten gegründet. Sie setzt sich aus verschiedenen Akteuren des Agrar- und Ernährungssektors zusammen. Nach rund zweijähriger Arbeit konnten 2024 die ersten fünf Datenstandards veröffentlicht werden.

Diese Datenstandards sind harmonisiert mit eCH-0108 Unternehmensstammdaten und Unternehmensregister Version 6.0 vom 4. April 2024. Weitere Datenstandards sind in Bearbeitung und werden mit grosser Wahrscheinlichkeit folgen.

Weiter zum Verein eCH

Der Verein eCH wurde am 13. Dezember 2002 in Bern auf Initiative des Informatikstrategieorgans Bund ISB als gemeinnütziger Verein gegründet. Er entwickelt Standards im Bereich E-Government – für eine effiziente digitale Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Privaten. Neben Bund, allen Kantonen und diversen Gemeinden sind über 100 Unternehmen sowie Fachhochschulen, Verbände und Einzelpersonen Mitglieder von eCH.

Präsident ist Peppino Giarritta, Delegierter des Bundes und der Kantone für die Digitale Verwaltung Schweiz (DVS), Geschäftsführer Lorenz Frey-Eigenmann. Die Geschäftsstelle unterstützt 23 Fachgruppen in ihrer Arbeit. Diese stellen sicher, dass die Standards mit hoher Qualität und frei von Partikularinteressen entwickelt und gepflegt werden. Der zwölfköpfige Fachausschuss steuert den Standardisierungsprozess und entscheidet über die Freigabe der von den Fachgruppen eingereichten Datenstandards.